Moses Platz

Moses Platz wurde am 3. Juni 1881 in Gladbach geboren. Er betätigte sich als Viehhändler in Oberbieber und war verheiratet mit Johanna Platz, geb. Seligmann. Das Ehepaar hatte zwei Söhne, Kurt und Leo, und wohnte in Oberbieber, Gladbacher Straße 23 (heute: Neuwied, Stadtteil Oberbieber).

Moses und Johanna Platz flohen am 10.6.1939 in die Niederlande. Darauf erfolgte am 14.2.1940 die Zwangsausbürgerung. Am 14. Juni wurden sie als Bürger von Amsterdam registriert und ab 1. Dezember dort offiziell gemeldet. Sie lebten u.a. in der Berkelstraat 4 und van Woustraat 169, Amsterdam. Zeitweise auch zusammen mit Sohn Kurt und Sophia Staal.

Sohn Kurt hatte sich bereits, lt. Eintrag in der Gestapokartei Koblenz vom 16. September 1938, ins Ausland abgesetzt.

Am 20. Januar 1943 wurde Moses Platz und am 21. Januar 1943 seine Ehefrau Johanna im Durchgangslager Westerbork interniert (Baracke 55). Dokumente vom Roten Kreuz (Rode Kruis) Den Haag sowie die Judenkartei belegen, dass Johanna Moses so krank war, dass die Ärzte berieten, ob sie nicht in Groningen operiert werden könne. 

Am 2. Februar 1943 wurden Moses und Johanna Platz in das KZ Auschwitz deportiert und dort am 5. Februar 1943 ermordet.

Ihr Sohn Kurt wurde am 20. Juli 1943 in das Vernichtungslager Sobibor deportiert und dort am 23.Juli 1943 ermordet.

Sohn Leo (*14.01.1913 Gladbach) lebte mit seiner Ehefrau Rosa (*03.02.1917 Untermaubach), geborene Roer, und Tochter Reha (*15.04.1941) in Köln. Die Familie wurde am 30.10.1941 von Köln nach Litzmannstadt (Lodz) deportiert und am 26.06.1944 dort ermordet. In Köln, Altstadt Nord, sind in der Eigelsteinstraße Stolpersteine für sie verlegt.

Die Eltern:

Moses' Eltern waren Dora Platz, geborene Salomon, geboren am 6. März 1848 in Weis, und Isaac Platz, geboren am 20. Juni 1849 in Dirmerzheim. Sie heirateten am 29. Dezember 1874.

Dora und Isaac Platz wohnten mit ihren Kindern Salomon, Emma, Sybille, Julius, Moses, Regina, FridaAlex, Henriette und Johanna in Gladbach in der Sandgasse 35 (heute: Sandgasse 5, Neuwied, Stadtteil Gladbach) und später in der Kirchstraße 35 (heute: An der Marienkirche 18, Neuwied, Stadtteil Gladbach).

Sie erlebten das damals seltene Fest der Goldenen Hochzeit. Die Feier fand unter großer Anteilnahme der Dorfbewohner im Saale Kiefer statt. Der Gesangverein brachte ihnen ein Ständchen.

Die Geschwister:

Bruder Salomon Platz wurde vom 30. Juni 1941 bis zum 12. Juli 1941 zunächst im Konzentrationslager Dachau inhaftiert und am 12. Juli 1941 von dort in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Dort wurde er am 30. Dezember 1941 ermordet.

Schwester Emma, geboren am 19. Dezember 1875 in Gladbach heiratete am 26. April 1906 den Händler und Schneider Heinrich Meyer, geboren am 28. Mai 1877 in Neuwied. Sie hatten zwei Söhne – Ernst, geboren am 17.03.1907 und Erich, geboren am 22.10.1919. Über das Schicksal von Emma und ihren Söhnen ist nichts bekannt. Heinrich Meyer verstarb am 24.12.1933.

Bruder Julius, geboren am 15. März 1880 in Gladbach – Viehändler, verheiratet mit Juliane, genannt Jula, geborene Hirsch, geboren am 17. Dezember 1878 in Bentheim/Sieg – war Vorbeter in der Synagoge in Niederbieber, die er jeden Samstag (Sabbat) festlich gekleidet besuchte. Julius und Jula hatten zwei Söhne, Max, Jahrgang 1908, und Leo, Jahrgang 1913. Diese Familie wohnte in der Rommersdorfer Straße 3. Leo unterhielt im elterlichen Haus ein gut florierendes Geschäft. Er verkaufte und reparierte Fahrräder des Fabrikats Goldrad und Radios des Fabrikats Saba. Als einzige Familie ihrer Sippe übersiedelte sie nahezu zum letztmöglichen Termin [25.10.1937] nach Bogota in Kolumbien. Sohn Max heiratete dort und kehrte nach dem Krieg mit Frau, Tochter und Sohn Alexo nach Gladbach zurück. Nach seinem Tod wurde er auf dem jüdischen Friedhof in Koblenz bestattet.

Sohn Leo heiratete auch, wurde Geschäftsmann und Vater von fünf Kindern. (lt. Alfred Schwan)

Schwester Regina, geboren am 12. Juni 1883 in Gladbach, verstarb am 20. Januar 1932 in Gladbach und ist wie ihre Schwester Johanna, geboren am 3. Juni 1892 und verstorben am 26. Oktober 1892 in Gladbach, auf dem Jüdischen Friedhof in Niederbieber beigesetzt.

Schwester Frida mit Ehemann Julius Levy, ebenso wie Bruder Alex mit Ehefrau Rosa, geborene Keller, mussten sich am 30. März 1942 am Neuwieder Bahnhof einfinden. Alle vier wurden deportiert und ermordet.

Schwester Henriette, geboren am 26. November 1889 in Gladbach, wohnte mit Ehemann Hermann Platz, geboren am 5. Oktober 1874 in Lechenich, und ihrer Tochter Ruth Berta, geboren in Köln am 29. August 1920, in Köln. Sie wurden am 30. Oktober ab Köln nach  Lodz/Litzmannstadt deportiert.

 


Quellen:

Gedenkbuch des Bundesarchivs für die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Deutschland (1933-1945),
http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/directory.html

Zeitzeuge Alfred Schwan, Neuwied, Stadtteil Gladbach

NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln

Ortschronik des Bürgermeisteramtes Engers, LHA Bestand 510 Nr. 2

LHA Bestand 630,005 Nr. 141 Standesamt Engers 1874

LHA Bestand 630,005 Nr. 2 Standesamt Engers 1875

LHA Koblenz 630,009 (Einwohnermeldekartei)

StA Neuwied Geburtsregister Nr. 154/1877

LHA Bestand 630,005 Nr. 10 Standesamt Engers 1883

LHA Bestand 630,005 Nr. 16 Standesamt Engers 1889

Naftali Bar-Giora Bamberger: Memor-Buch, Der jüdische Friedhof in Neuwied-Niederbieber, Neuwied 2000

Jose Martin, Kamp Westerbork

Digital Monument to the Jewish Community in the Netherlands
http://www.joodsmonument.nl/person/156547/en

Gestapokartei Koblenz, LHA Koblenz, HV 113

Abb. 1: Arno Glabach, Oberbieber

Abb. 2 und 3: Annemie Trautzenberg

Abb. 4 und 5: unbekannt

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Haus der Familie Moses Platz: 1. Haus auf der rechten Seite (Gladbacher Str. 23, Oberbieber)
Abb. 1: Haus der Familie Moses Platz: 1. Haus auf der rechten Seite (Gladbacher Str. 23, Oberbieber)
Das Elternhaus der Geschwister  Salomon, Emma, Sybille, Julius, Moses, Regina, Frieda, Alex, Henriette und Johanna Platz von der Kirchstraße 35 (heute: An der Marienkirche 18) Richtung Kirche betrachtet.
Abb. 2: Elternhaus der Geschwister Platz im Stadtteil Gladbach
Das Elternhaus der Geschwister  Salomon, Emma, Sybille, Julius, Moses, Regina, Frieda, Alex, Henriette und Johanna Platz von der Kirchstraße 35 (heute: An der Marienkirche 18) von der Obergasse aus  betrachtet.
Abb. 3: Elternhaus der Geschwister Platz im Stadtteil Gladbach
Das Wohn- und Geschäftshaus von  Julius Platz in der Rommersdorfer Straße
Abb. 4: Wohn- und Geschäftshaus
von Julius Platz
Das Wohn- und Geschäftshaus (links) von  Julius Platz in der Rommersdorfer Straße
Abb. 5: Wohn- und Geschäftshaus (links) von Julius Platz
 
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