Walter Danzig

Walter Friedrich Danzig wurde am 27. Januar 1883 als Sohn von Hermann Danzig und Berta, geb. Steinhardt, in Neuwied geboren. Er heiratete am 31. Dezember 1927 in Köln die Katholikin Emmy Beek (Beeck), geboren am 18.12.1892. Emmy verstarb im Oktober 1975 in Köln.

Walter war in Köln im Immobiliengeschäft tätig. In jungen Jahren (1905) ging er als Goldgräber nach Alaska. Die Tatsache, dass er keinen Erfolg hatte und ein Erdbeben in San Francisco ausbrach, veranlassten ihn, wieder nach Deutschland zurückzukehren. Im 1. Weltkrieg war er Frontkämpfer.

1933 bot Walter Danzig verschiedenen Firmen der Filmbranche ein von ihm verfasstes Filmmanuskript mit dem Titel "Sonnenwende" an. Nachdem er für die Realisierung des Projektes nur Absagen erhielt, wandte er sich an das Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda sowie an das dramaturgische Büro der Filmkammer in Berlin. 

Er schrieb an die Filmkammer am 2. November 1933: "... Das Filmmanuskript ist bereits im Herbst 1932 entstanden. Der etwas gewagte Inhalt hielt mich von der Einsendung zurück, obschon der Film gerade für die damaligen Verhältnisse – zur Aufrüttelung der nationalen Leidenschaften – geschrieben war. Nach dem innerpolitischen Umschwung im Frühjahr 1933 hielt ich meine Absicht durch die Tatsachen überholt, auch wollte ich die nun einsetzende "Konjunktur für nationale Gesinnung" nicht mitmachen. Die letzten politischen Ereignisse, die zu meiner eigenen Überraschung dem Filmstoff eine fast merkwürdige Aktualität gaben, veranlaßten mich dennoch zur Einsendung.
Der Film ist politisch. Er behandelt das Problem des Luftschutzes sowie der Abrüstung bzw. der Wiederaufrüstung. Die Dinge sind darin dargestellt, wie ich sie als Frontkämpfer (Anmerkung: im Entwurf des Schreibens steht "Frontkämpfer und Kriegsfreiwilliger") nicht anders sehen kann. ... Ich habe ihn gerade wegen seiner Wirkung auf das Ausland geschrieben und würde darin ein wirksames Mittel zur Bekämpfung der antideutschen Auslandspropaganda sehen. ..."

An das Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda ging folgender Brief: ... Ich bin deutscher Jude. Ich kann diese Tatsache nicht verschweigen, muss sie vielmehr zur Erreichung meiner Absicht hervorheben. Falls mein Film herausgebracht werden kann, so hätte ich vielleicht das Glück, im Anschluß daran sowohl meinem deutschen Vaterland, als auch den deutschen Juden einen Dienst zu erweisen. Ich möchte mit diesem Film in England und Amerika eine Vortragsreise ausführen, dort vorwiegend vor jüdischen Versammlungen sprechen – bei denen jedoch auch andere Bevölkerungskreise erscheinen können – und dort damit zeigen, daß auch die deutschen Juden die letzte Ursache für ihre besonderen Leiden in den Leiden des deutschen Vaterlandes sehen, in seiner verzweifelten Lage in Folge des Diktats von Versailles in dem unerträglichen Bewusstsein seiner völligen Wehrlosigkeit. Seien Sie sicher, ich würde dort auch gehört werden. ...wäre ich glücklich, zu meinem Teil ein wenig zur Besserung der Lage des deutschen Vaterlandes tun zu können und ferner auch zur Beseitigung jener unglückseligen Wechselwirkung zwischen der Diffamierung der deutschen Juden in Deutschland und der Greuelhetze im Ausland, unter der die deutschen Juden so namenlos leiden. ..."

Walter Danzig lebte in Neuwied in der Langendorfer Straße (heute: Mittelstraße 63) und in Köln, u.a. in der Kardinalstraße 12c.

Vier Jahre lang war er während der Nazi-Zeit mit fremder Hilfe in Köln untergetaucht. Kurz vor dem Einmarsch der Amerikaner in Köln wurde er gesehen, als er Fotoaufnahmen von einigen der dortigen zerstörten Häuser machte. Außerdem soll er den amerikanischen Truppen geholfen haben, nach Köln zu kommen; dabei wurde er von ehemaligen Kunden gesehen und verraten.

Am 17. Januar 1945 wurde er in das KZ Buchenwald deportiert und dort am 28. Februar 1945 ermordet.

Walters Bruder Ernst wählte 1942 den Freitod, um sich den Nazis zu entziehen. Bruder Albert, geboren am 25. Juli 1881, verstarb am 28. März 1908 in Köln.

Schwester Erna, geboren am 25. Januar 1887, heiratete am 21. Juni 1914 in Köln Rudolf Jonas. Sie emigrierte mit ihrem Ehmann im Sommer 1941 nach Kalifornien/USA. Ihr Sohn Herbert Jonas emigrierte bereits 1934 nach San Francisco/USA.

 

 


Quellen:

Gedenkbuch des Bundesarchivs für die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Deutschland (1933-1945),
http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/directory.html

Yad Vashem, Jerusalem,
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de

Center for Jewish History, Herbert Jonas Collection
http://findingaids.cjh.org/?pID=431062

Interview mit Herbert Jonas auf US Holocaust Memorial Museum:
http://collections.ushmm.org/search/catalog/irn510679

Aufbau New York, 13.04.1945
http://freepages.genealogy.rootsweb.ancestry.com/
~alcalz/aufbau/1945/1945pdf/j11a15s19.pdf

Abb. 1–3: Fotoatelier Ernst Ohle, Köln

 

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Walter Danzig<br><br>Foto: Fotoatelier Ernst Ohle, K&ouml;ln
Abb. 1: Walter Danzig
Emmy Danzig<br><br>Foto: Fotoatelier Ernst Ohle, K&ouml;ln
Abb. 2: Emmy Danzig
Hochzeitsfeier von Walter und Emmy Danzig<br><br>Foto: Fotoatelier Ernst Ohle, K&ouml;ln
Abb. 3: Hochzeitsfeier von Walter und Emmy Danzig
 
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