Julie Leyser

Julie Leyser wurde am 5. November 1881 in Emmerich geboren.

Sie wohnte in Neuwied, Engerser Straße 30 (heute Engerser Straße 25), Amsterdam und Hamburg.

Julie Leyser wurde ab Hamburg am 6. Dezember 1941 in das Ghetto Riga/Außenlager Jungfernhof deportiert. Ihr weiteres Schicksal ist nicht bekannt. 

Toni Dasbach berichtet über Julie Leyser:

“Franz Regnery recherchierte in seinem Buch über die „Jüdische Gemeinde Neuwied" auch die Ereignisse um den Salon Ehrenstein, ein Damenmodengeschäft, bei dem meine Frau beschäftigt war. Ursprünglich trug das Geschäft den Namen Hergershausen und wurde dann von der Jüdin Julie Leyser übernommen. Nach den Boykotts 1933/34 wurde ihr das Geschäft gekündigt, so dass sie den Verkauf in eine Etagenwohnung verlegen musste. Dies rettete sie aber nicht vor dem Konkurs. Der Konkursverwalter, Notar Ludwig Schmidt-Weiland, versuchte zwar, das Geschäft offen zu halten, und der damalige Bürgermeister Krupps und der Landrat Dr. Rudolf Reppert traten für sie ein – es half ihr nichts. Die NS-Handelsorganisation schaltete sich ein; es begann ein regelrechtes Kesseltreiben gegen Frau Leyser. Daran beteiligten sich unter dem Schutz der Kreisleitung und des Gauamtsleiters Ackermann auch Käthe Thür, die bereits ein Modehaus in der Marktstraße betrieb, ebenso wie die Neuwieder Schneiderinnung unter deren Obermeister und früherem Anstreichermeister H., der gegen Frau Leyser Stellung bezog, und eine Frau Gretel Schneider aus Irlich. Alle zusammen denunzierten Frau Leyser auf das Übelste. Die Partei setzte sich schließlich gegen die Zivilbehörde der Industrie- und Handelskammer durch, obwohl Frau Leyser alle Konkursschulden mit Hilfe ihrer Schwester aus Amsterdam, Frau Amalie Pollack, bezahlt hatte, die daher auch die neue Eigentümerin war. Am 1.5.1935 wurde das Geschäft durch die Polizei geschlossen; am 31.5. wurden darüber hinaus auch die Schaufenster geräumt. Frau Emma Ehrenstein aus Giershofen, vorher eine der Verkäuferinnen, stellte im August 1935 den Antrag auf Eröffnung eines Damensalons. Um eine potentielle Konkurrentin aus dem Weg zu räumen, denunzierte Käthe Thür die junge Frau Ehrenstein als „Judensau" und „Judenknecht". Frau Leyser zog zu ihrer Schwester nach Amsterdam; Frau Ehrenstein führte ihren Salon bis zu ihrem Tod 1964, zunächst in der Hermannstraße, später in der Mittelstraße. Frau Thür stellte auch nach 1945 immer nur treu-deutsche Verkäuferinnen ein und feierte auch später noch in ihrem Geschäft diverse NS-Feiertage.”

Quelle: Toni Dasbach: „Auch ich war ein Kind dieser Zeit“, Neuwied 2005, S. 82 f.


Quellen:

Gedenkbuch des Bundesarchivs für die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Deutschland (1933-1945),
http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/directory.html

Toni Dasbach: "Auch ich war ein Kind dieser Zeit", Neuwied 2005

Franz Regnery: "Jüdische Gemeinde Neuwied", 1988

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