Die jüdische Familie Veit aus Rodenbach

Die jüdische Familie Veit/Feit stammt aus dem heutigen Stadtteil Rodenbach. Es war nicht herauszufinden, wann sie den Ort verließ.

Michael Veit wurde am 2. März 1862 in Rodenbach geboren. Er lebte in Essen. Ab Düsseldorf wurde er im Transport VII/1, Zug Da 70 in das Ghetto Theresienstadt  und mit Transport Bp von dort nach Treblinka deportiert. Am 21. September 1942 wurde er in Treblinka ermordet.

Adolf Veit wurde am 1. März 1890 in Rodenbach als Sohn von Mange (Michael) und Emma Veit/Feit, geb. Kaiser (*1861) geboren. Er war verheiratet mit Selma Wand, geb. Heymnann, (*18.1.1889 in Beaulieu/Kriecht/Brandenburg), der Tochter von Moritz und Rosalie Heymann. Das Ehepaar Adolf und Selma Veit wohnte in Berlin, Kurfürstendamm 22. Am 6. Mai 1943 wurden beide am 6.3.1943 mit Transport 35 ab Berlin nach Auschwitz deportiert und dort vermutlich im März 1943 ermordet. Adolf und Selma Veit hatten einen Sohn, Siegbert und eine Tochter, Merry Hanna, die am 11. Februar 1929 in Berlin geboren wurde. Sie teilte das Schicksal ihrer Eltern. Ihrem Bruder Siegbert gelang die Flucht nach Glenwood /Indiana/USA. Ihm sind die Angaben in Yad Vashem, Jerusalem, zu verdanken.

In Berlin (Bezirk/Ortsteil Chalottenburg-Wilmersdorf) wurden 2011 auf dem Kurfürstendamm 22 Stolpersteine für Adolf Veit, seine Frau Selma, Tochter Merry Hanna sowie die Nichte Meta Veit (Tochter von Julius und Erna Veit, geb. Marx) verlegt.

Der folgende Text wurde von Helmut Lolhöffel (www.stolpersteine-berlin.de) anlässlich der Stolpersteinverlegung für die Familie Veit in Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf verfasst

"Im Haus mit der Nummer 22, gleich neben dem Café Kranzler, wohnte der Gastwirt Adolf Veit mit Frau Selma und den beiden Kindern Siegbert und Merry Hanna. Sie betrieben das vornehme „Speisehaus Veit“, ein koscheres Restaurant, das – so war in der Werbung zu lesen – „unter Aufsicht der Jüdischen Gemeinde“ stand. Das Lokal war bis Anfang 1943 geöffnet. Offenbar wollten die Nationalsozialisten an diesem zentralen Ort Berlins der Weltöffentlichkeit vorführen, wie „liberal“ sie waren.

Aber wer traute sich, nach der Reichspogromnacht am 9. November 1938 und nach dem Beginn der Judendeportationen, die in Berlin nicht zu verbergen waren, in ein jüdisches Restaurant zu gehen? Dann wurde das „Speisehaus Veit“ aber doch geschlossen. Und kurz danach, am 6. März 1943, wurden Adolf, Selma und Merry Hanna sowie deren Cousine Meta Veit aus ihrer Wohnung im ersten Stock gezerrt und in Lastwagen getrieben. Vom berüchtigten Gleis 17 des Bahnhofs Grunewald wurden sie dann im von den Nazis so genannten „35. Osttransport“ mit 665 Menschen nach Auschwitz deportiert.

13 Familienmitglieder sind umgebracht worden oder wurden Opfer des Kriegs. Für vier von ihnen liegen Stolpersteine in Ingelbach in der Nähe von Mainz. Nur Siegbert und seine Tante Helene Meyer, geb. Veit, mit ihrer Familie sind dem Massenmord entkommen. Mit anderen jüdischen Schulkameraden wurde Siegbert Veit am 27. August 1939, vier Tage vor dem deutschen Überfall auf Polen, nach England in Sicherheit gebracht. Von dort ging er später in die USA, wo er bis heute in der Nähe von Chicago am Ufer des Michigan-Sees lebt. Er hat zwei Kinder, sechs Enkel und einen Urenkel.

Für ihn und seine ebenfalls mit einem Kindertransport geflüchtete Frau Ruth war die von ihm gewünschte Verlegung der Stolpersteine ein bewegendes Erlebnis. Während der Initiator des inzwischen europaweiten Stolpersteine-Projekts, der Künstler Gunter Demnig, die Betonwürfel mit den Messingplatten, darauf die eingravierten Namen der Ermordeten, in das Pflaster einklopfte, [...]

Und dann bat Siegbert Veit ums Wort. Seine knappen Sätze berührten und ergriffen die Zuhörer: „Vor 72 Jahren hat mein Vater mich hier vor unserem Haus verabschiedet. Wir wussten beide, wir würden uns nie mehr wiedersehen. Mein Vater sagte zu mir: ‚Junge, bleib gesund und bleib ein guter Jude!‘ Heute bin ich 88. Ich denke, beides ist mir gelungen.“ [...]

ergänzende Anmerkung von Gerd Anhäuser, Stadtarchiv Neuwied:

Julius Veit (Vater von Meta Veit) wurde am 11. Juni 1892 in Rodenbach geboren. Er lebte in Kettig und in Urmitz. Am 22. März 1942 wurde er ab Koblenz in das Ghetto Izbica deportiert und dort wohl ermordet.

Sally Veit wurde am 16. Juni 1894 in Rodenbach geboren. Er lebte in Oberingelbach und Köln. Am 30. Oktober 1941 wurde er ab Köln in das Ghetto Lodz/Litzmannstadt deportiert und dort wohl ermordet.

 


Quellen:

Gedenkbuch des Bundesarchivs für die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Deutschland (1933-1945),
http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/directory.html

Yad Vashem, Jerusalem,
https://yvng.yadvashem.org/index.html?language=de

Helmut Lölhöffel, www.stolpersteine-berlin.de

Gerd Anhäuser, Stadtarchiv Neuwied

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