Philip Walter Cremer

Philipp Walter Cremer wurde als Sohn von Friedrich Cremer und Caroline Thea (Theodora) Cremer, geb. Baer aus Trier, am 8. Mai 1923 geboren.

Ab dem 30. März 1939 lebte er mit seiner Schwester Rosemarie Susanna (10 Jahre) als Emigrant in den Niederlanden. Dort waren die Kinder zuerst in der Quarantänestation Beneden Heijplaat in Rotterdam untergebracht. Ab 17. April 1939 lebte Philip Walter Cremer im Achterklooster, Rotterdam. Ab 22. März 1940 fand seine Schwester Rosemarie Susanna, geboren am 6. Februar 1929, Aufnahme bei einer Familie K. H. Menco in Groningen.

Sein Vater war bereits am 25. Dezember 1938 in die Niederlande geflüchtet, nachdem in der Reichskristallnacht 1938 das Geschäft und die Wohnung der Familie völlig demoliert worden waren. Am 2. April 1939 schrieb Friedrich Cremer einen Brief aus der Quarantaine-Station Zeeburgerdijk 321, Amsterdam an den Justizminister in Den Haag mit der Bitte, zusammen mit seinen Kindern untergebracht zu werden.

Am 12. April 1940 wurde Philipp Walter Cremer nach Westerbork verbracht, seine Schwester Rosemarie Susanna folgte am 25. August 1940. Wann die Mutter der beiden Kinder zu ihrer Familie in die Niederlande kam, ist nicht bekannt. Bis zum Januar 1944  blieb die Familie in Westerbork in der Baracke Nr. 14 interniert. Während dieser Zeit wurde der Vater Friedrich Cremer von der Lagerleitung als Anstreicher und seine Mutter Caroline als Barackenleiterin beschäftigt.

Am 18. Januar wurde die gesamte Familie wegen "besonderer Verdienste" zunächst nach Theresienstadt deportiert. Philipp Walters Vater Friedrich Cremer wurde am 28. September 1944 weiter nach Auschwitz und von dort am 10. Oktober 1944 nach Dachau verbracht und dort am 17. Dezember 1944 ermordet.

Laut einer Mitteilung des ITS Bad Arolsen starb Philipp Walter nach dem Krieg am 3. Juni 1945 an den Folgen der KZ-Haft. Das Dokumentationszentrum Dokin/NL  und die KZ-Gedenkstätte Dachau geben als Todesdatum den 4. Juni 1945 und als Todesort Dachau an: Todesursache Enteritis. Sein Grab befindet sich in Dachau, Waldfriedhof Grablege I-1-989 (siehe Häftlingskartei KZ-Gedenkstätte Dachau).

Seine Mutter und seine Schwester Rosemarie wurden in Theresienstadt befreit und wanderten über Amsterdam in die USA aus.

In einem Interview erzählt Philip Walters Schwester Rosemary Arnold, geb. Cremer, ausführlich über ihr Schicksal [1]:

Im Alter von 6 Jahren durfte sie als Jüdin nicht in die normale Schule gehen; der Unterricht wurde ihr von einem jüdischen Lehrer in einer einklassigen Schule erteilt. Nach der Reichsprogromnacht 1938 wurde ihr Vater, der Einzelhandelskaufmann war, in "Schutzhaft" genommen. Ihr Geschäft wurde demoliert; alle Gegenstände des Geschäfts sowie ihrer Wohnung im 1. Stock wurden auf die Straße geworfen. Ihr Vater wurde nach Dachau deportiert, die Familie konnte ihn nach 2 Wochen freikaufen.

Dann erhielt er den Befehl, Deutschland zum 1. Januar 1939 zu verlassen, allerdings unter der Bedingung, dass er in ein Lager eingeliefert würde. Der Vater lebte in Amsterdam, Rosemarie und ihr Bruder, die ihm am 1. April gefolgt waren, in Rotterdam. 1940 wurden die beiden Kinder gezwungen, am Aufbau des Durchgangslagers Westerbork mitzuarbeiten. Die Familie wurde dort 1941 wiedervereint. Die Mutter arbeitete als Leiterin einer Baracke, der Vater als Maler und der Bruder in der Verwaltung. Rosemarie führte Transportlisten in die KZs, hauptsächlich nach Auschwitz.

1944 wurde die ganze Familie in das KZ Theresienstadt deportiert. Rosemarie pflegte völlig entkräftete Menschen, die aus anderen KZs dort eingeliefert wurden. Nach der Befreiung erlaubten die Niederlande ihr und ihrer schwerst kranken Mutter die Rückkehr nur nach größten Schwierigkeiten. Von dort wanderten sie zunächst nach New York und danach zu Rosemaries Onkel und Tante nach Chicago aus.
[Interview auf Youtoube ansehen]

 


Quellen:

ITS Bad Arolsen

KZ-Gedenkstätte Dachau

Miriam Keesing (NL), Dokin, http://www.dokin.nl/deceased-children/philipp-walter-cremer-born-8-may-1923

José Martin, Herinneringscentrum Kamp Westerbork

[1] Google-Sites: https://sites.google.com/site/rosemaryarnoldbio/16-transcripts

Video: https://www.youtube.com/watch?v=dkOnsLn8A1Q

Abb. 1 u. 2: Plater Robinson, Tulane University, New Orleans, USA

Abb. 3: Miriam Keesing (NL), Webseite "Dokin"

 

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Philipp Walter Cremer
Abb. 1: Philipp Walter Cremer
Schulklasse mit Philipp Walter Cremer (re. u.) ca. 1931
Abb. 2: Schulklasse mit Philipp Walter Cremer (re. u.) ca. 1931
Brief von Friedrich Cremer an den Justizminister in Den Haag<br /><br />Quelle:  http://www.dokin.nl/deceased-children/philipp-walter-cremer-born-8-may-1923
Abb. 3: Brief von Friedrich Cremer an den Justizminister in Den Haag
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