Wolf Meyer

Wolf Meyer wurde am 15. August 1871 in Hardenberg / Mettmann als Sohn einer Schaustellerfamilie geboren. Auch er selbst betrieb das Schaustellergewerbe.

Er wohnte mit seiner Ehefrau Mathilde und den gemeinsamen Kindern Rosa Frieda (später verh. Wilp), Johanna (später verh. Guntersheim), Emma und Julius in Neuwied, Junkerstraße 45.

Wolf und Mathilde Meyers Schwiegertochter (die Ehefrau von Julius) wurde später in Neuwied weithin als "Karusselle-Agnes" bekannt, eine mutige Frau, die bei Kriegsende unter Lebensgefahr jüdischen KZ-Häftlingen auf den von den Nazis organisierten "Todesmärschen" in Oberschlesien geholfen hatte. Sie und ihr Mann Julius hatten trotz der damit verbundenen Gefahren in Theresienstadt, wo ihre Schwiegereltern Wolf und Mathilde Meyer inhaftiert waren, einen letzten Kontakt mit Wolf Meyer aufnehmen können.

Wolf Meyer wurde ab Trier über Köln am 27. Juli 1942 zuerst in das Konzentrationslager Theresienstadt und 1943 in das Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Dort wurde er am 15. Mai 1944 ermordet. 

Die Tochter Emma, geb. am 31.3.1898 im Stadtteil Heddesdorf, überlebte den Krieg. Sie heiratete am 18.2.1930 in Neuwied Wilhelm Johannes Braun aus Giengen an der Brenz. Sie starb dort am 8.8.1982. Es wird erzählt, dass sie von ihrem Mann in einer Höhle versteckt wurde, die er für seine Frau gegraben hatte.

Julius Meyer, Sohn von Wolf und Mathilde Meyer, die beide in Auschwitz ermordet wurden, und Ehemann von Agnes Meyer, der "Karusselle Agnes", war nach dem Krieg Vorsitzender der kleinen jüdischen Gemeinde von Neuwied.

Im September 1947 hielt er eine Rede auf dem Jüdischen Friedhof Niederbieber aus Anlass der Errichtung eines Gedenksteins zur Erinnerung an die Opfer des Holocaust 1933 - 45.
[Zum Redetext »]

Am 17. September 1948 hielt Julius Meyer ebenfalls auf dem Jüdischen Friedhof in Niederbieber eine Rede zum Jahrestag der Errichtung dieses Gedenksteins.
[Zum Redetext »]

In beiden Reden kommen die schrecklichen, leidvollen Erfahrungen der Neuwieder Juden und der Juden in ganz  Nazi-Deutschland sowie die tiefe Bitterkeit der Überlebenden zum Ausdruck.

Friedrich Wolf, geboren 1888 in Neuwied, jüdischer Arzt, Autor und Weltbürger, erbat sich von Julius Meyer einen Bericht über die Erlebnisse der Familie zur Nazizeit. - Hier der Text des Briefes leicht gekürzt in einer Transkription des Original (auf Textglättungen wurde bewusst verzichtet).
[Zum Brieftext »]

Das Schaustellergewerbe der Familie Meyer  besteht noch heute. Es wird unter der Firma "Julius Meyer & Sohn" in Neuwied in 4. Generation geführt.

 

 


Quellen:

Gedenkbuch des Bundesarchivs für die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Deutschland (1933-1945),
http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/directory.html

Dr. Henning Müller, Friedrich-Wolf-Stiftung, Oranienburg, Mappe 171/2

StA Heddesdorf Geburtsregister Nr. 144/1898, STA Neuwied, Heiratsregister 12/1930; StA Giengen Sterberegister Nr. 76/1982

Abb. 1-3: Herbert Meyer, Neuwied

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Wolf Meyer (li) als Soldat im 1. Weltkrieg<br><br>Foto: Herbert Meyer, Neuwied
Abb. 1: Wolf Meyer (li) als Soldat im 1. Weltkrieg
Julius Meyer, Sohn von Wolf und Mathilde Meyer<br><br>Foto: Herbert Meyer, Neuwied
Abb. 2: Julius Meyer, Sohn von Wolf Meyer
Herbert Meyer, Enkel von Wolf Meyer<br><br>Foto: Herbert Meyer, Neuwied
Abb. 3: Herbert Meyer, Enkel von Wolf Meyer
 
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