Albert Tobias

Albert Tobias wurde am 21. Mai 1891 in Heimbach (heute: Neuwied, Stadtteil Heimbach-Weis) als Sohn des jüdischen Metzgers Moses Tobias und seiner Frau Jettchen, geborene Österreich, geboren. Die Familie wohnte in der Weiser Straße 30 (heute: Hauptstraße 82). Albert hatte acht Geschwister: Moritz, Sophia, Johanna, Dorothea, Julie, Julius, Lina und Max.

1914 zog Albert nach Remscheid, wo bereits sein Onkel Leo Oestereich als Kaufmann tätig war.

Ab 1918 lebte er als Textilkaufmann in Solingen-Wald mit der evangelischen Toni Jacobi in sogenannter "Mischehe". Aus der Ehe gingen die beiden Söhne Albert Ernst und Siegfried hervor.

1920 eröffnete Albert Tobias in Solingen ein eigenes Textilgewerbe und etabliert sich als erfolgreicher und angesehener Geschäftsmann, was ihn jedoch  nicht davor bewahrte, dass in der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 sein Geschäft und sämtliche Warenbestände durch SA-Trupps zerstört und er in Schutzhaft genommen wurde. Sechs Tage später wurde er in das KZ Dachau überstellt.

Während seiner Haftzeit vom 17. November 1938 bis 23. Februar 1939 kam es zum Bruch zwischen Albert und seiner Frau Toni. Die Ehe wurde im April 1939 rechtskräfig geschieden. Alberts Bruder Max Tobias, der in Köln ein Schneideratelier betrieb, bemühte sich um die Entlassung Alberts mit Hinweis auf eine geplante Auswanderung.

Nach seiner Entlassung aus Dachau zog Albert nach Köln zu Max' Familie. Geld für seine Auswanderung stand nicht mehr zur Verfügung, nachdem seine Frau Toni sich von ihm abgewandt hatte und ihm jegliche Unterstützung verweigerte.

Während seiner Zeit in Köln arbeitete Albert im nahe gelegenen Opekta-Werk, nach Aussage seines Sohnes Siegfried als Zwangsarbeiter mit unzureichender Entlohnung. Am 30. Oktober 1941 wurde Albert zusammen mit 1000 weiteren Juden aus Köln in das zu dieser Zeit schon völlig überfüllte Ghetto von Lodz deportiert, wo er in einer Sammelunterkunft an der Ottilienstraße untergebracht wurde. Eine Arbeitstelle fand der damals 50-jährige dort nicht.

Wie Albert Tobias in den folgenden Monaten seinen Lebensunterhalt bestritt, ist unbekannt.

Drei Postkarten, die Albert am 6. Dezember 1939 aus dem Ghetto an seine Schwester Julie Tobias und an zwei befreundete Ehepaare schrieb, erreichten ihr Ziel  nicht, da das Postamt der jüdischen Ghettoselbstverwaltung mit der Bearbeitung völlig überfordert war, sie sind im Staatsarchiv Lodz erhalten.

Am 30. April 1942 wurde Albert aufgefordert, sich zu einer erneuten Umsiedlung einzufinden. Trotz seiner Eingabe, in der er auf seine beiden Söhne verwies, die wohl als Soldaten im Felde stünden, wurde er am 5. Mai 1942 zusammmen mit 1000 anderen Ghettobewohnern in das 70 km entfernte KZ Chelmo/Kulmhof transportiert. Dort wurden sie in umgebauten Lastwagen durch das Einleiten von Abgasen ermordet und im nahe gelegenen Wald in Massengräbern verscharrt. 

 


Quellen:

Gedenkbuch des Bundesarchivs für die Opfer der nationalsozialistischen Judenverfolgung in Deutschland (1933-1945),
http://www.bundesarchiv.de/gedenkbuch/directory.html

Daniela Tobias, Solingen: tobiasherz.de/albert-tobias-1891-1942-solingen

siehe auch: Dr. Manfred Faust: "Der schwere Judenpogrom in Puderbach am 10./11. November 1938", in: Heimatjahrbuch 2010 Landkreis Neuwied, S. 316 - 338; - ders.: "Die Ausplünderung, Vertreibung, Deportation und Ermordung der Puderbacher Juden"; in: Heimat-Jahrbuch 2012 Landkreis Neuwied, S.321 - 343

Abb. 1: Stadtarchiv Solingen

Abb. 2 u. 3: Staatsarchiv Lodz

 

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Trotz des Judenboykotts am 1. April 1933 konnte Albert Tobias sein Geschäft in Solingen bis zur Reichspogromnacht erfolgreich fortführen<br /><br />Foto: Stadtarchiv Solingen
Abb. 1: Judenboykott vor dem Geschäft von Albert Tobias
Letzter Brief von Albert Tobias<br />aus dem Ghetto Lodz:<br /><br />Er bittet um die R&uuml;cknahme seiner Umsiedlungsverf&uuml;gung nach Kulmhof<br />mit dem Verweis auf seine beiden<br />S&ouml;hne, die als Soldaten dienten<br /><br />Foto: Staatsarchiv Lodz<br />APL PSz 1289 (L-20932 II) Bl. 896
Abb. 2: Letzter Brief von Albert Tobias
Die Postkarte von Albert aus dem Ghetto Lodz an seine Schwester Julie<br /><br />Quelle: Staatsarchiv Lodz, APL PSZ 2318 (L-20932 II) Bl.1444)
Abb. 3: Postkarte von Albert an Julie (Quelle:Staatsarchiv Lodz)
 
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