Laura Daniel

Laura Daniel wurde am 23. Februar 1869 in Volkmarshausen als Laura Schiff geboren. Sie war verheiratet mit dem Kaufmann Carl Daniel, geboren am 26.8.1866 in Großmaischeid / Westerwald. Die Heirat ist nicht in Neuwied (Neuwied, Engers, Heddesdorf) dokumentiert.

Carl und Laura Daniel zogen 1895 von Siegen nach Neuwied, Mittelstraße 34. Hier kamen ihre vier Kinder zur Welt: Kurt, *27.07.1895, Frieda, *26.11.1896, gestorben 23.3.1908 in Neuwied vermutlich an Kinderlähnung (Jüdischer Friedhof Neuwied-Niederbieber, Block B, Grab 295, Walter, *20.2.1901 (lt. Laura Daniels Enkel Alfredo Daniel *14.2.1901), und Anna, *4.10.1904.

Im Stadtadressbuch Neuwied von 1896 erscheint erstmals das Geschäft Plaut & Daniel in der Mittelstraße 34 in Neuwied. Bis 1938 kann man in den weiteren Adressbüchern das Geschäft „Plaut & Daniel“ an gleicher Stelle nachweisen. Spätestens ab 1922 nachweisbar, fungiert Max Stern als Geschäftsinhaber. Ab wann Max Stern tatsächlich der Geschäftsinhaber war, lässt sich nicht nachweisen, weil die Adressbücher nicht lückenlos überliefert sind. Akten über Gewerbe-An- und Abmeldungen liegen für die Zeit nicht vor.

Nach der Meldekarte sind Laura und Carl Daniel am 27.03.1913 mit den Kindern Walter und Anna nach Wiesbaden verzogen.

Aus dem Stadtarchiv Wiesbaden ist zu erfahren: „In einem 1935 in Wiesbaden erschienenen „Jüdischen Adressbuch“ wird Karl Daniel und der Sohn Walther mit seiner Familie genannt (Ehefrau Anna, geb. Lerner, mit den Kindern Margot (*1929) und Alfred (*1926)). Laura Daniel sowie die bereits seit 1928 verehelichte Anna Metzger, geb. Daniel, werden nicht erwähnt."

Die Familie wohnte nach Alfredo Daniel am Kaiser Friedrich Ring 88, später in der Wielandstraße 4.

Carl Daniel emigrierte lt. seinem Enkel Alfredo Daniel nach dem Tod seiner Ehefrau 1938 mit dem Schiff Monte Sarmiento HSDG zur Familie von Alfredo nach Buenos Aires/Argentinien. 1941 zog er zu der Familie seiner Tochter Anna nach New York um. Dort verstarb er am 7. Oktober 1948 (Sterbeanzeige in der Emigrantenzeitung „Aufbau“ am 15.10.1948). Inseriert wurde die Annonce von den Trauernden „Paul und Anna Metzger geb. Daniel“ sowie „Walter Daniel und Frau“ / Buenos Aires.

Das Stadtarchiv Wiesbaden führt weiter aus: "Walter soll 1925 in Friedberg/Hessen geheiratet haben, die beiden Kinder Alfred und Margot werden in Wiesbaden geboren. Die Herkunft der Ehefrau Anna Daniel, geb. Lerner, ist unbekannt." Evtl. stammt sie aus dem Kreis Lublin/Polen. Lt. Alfredo Daniel wohnte die Familie von Walter Daniel in Wiesbaden am Bismarckring 27, danach in der Dreiweidenstraße 10. 1933 zogen sie nach Stuttgart in die Claudiusstraße 4.

Stadtarchiv Wiesbaden: "Laut einer Wiesbadener Ketubot-Liste ehelicht Anna Daniel am 29. Januar 1928 in Wiesbaden einen Paul Alfred Metzger, die standesamtliche Heirat mit Datum vom 18.01.1928 ist in Wiesbaden jedoch nicht nachweisbar. Ein Sohn, Kurt Daniel (*1895 Neuwied), stirbt bereits am 17.12.1913 in Wiesbaden, 18 Jahre alt; er war Kaufmann." Lt. Alfredo Daniel ist er auf dem Alten Friedhof an der Platter Straße beerdigt.

Alfredo Daniel berichtet, seine Großmutter Laura habe in der Nazizeit große seelische Probleme gehabt: Das Grölen der braunen Nazibanden bei den Umzügen habe Nervosität, Niedergeschlagenheit, Depression und Schlaflosigkeit ausgelöst. Daher musste sie in die Jacobysche Anstalt eingeliefert werden. Dort verstarb sie 1938 – lt. Aussage ihres Enkels Alfredo Daniel – "gedemütigt, entrechtet, geistig und seelisch gebrochen". Ihr Grab befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof in Neuwied-Niederbieber. Im Begräbnisregister ist vermerkt: Laura Daniel, Wiesbaden, 70 Jahre, gest. 10. Juli 1938. Ihr Tod ist weder in den Akten der Anstalt in Bendorf-Sayn noch im Standesamt Neuwied dokumentiert.

Für Laura Daniel wurde auf Wunsch des Enkelsohnes Dr. Alfredo Daniel und seiner Frau Ruth am 19. April 2016 in Wiesbaden vor dem Haus Wielandstraße 4 ein Stolperstein verlegt. Im Beisein von Anwohnern und Hausbewohnern wurde die von Frau Dr. Elisabeth Schaub, Wiesbaden, erarbeitete Biographie von Laura Daniel und der betreffenden Familien verlesen.

 


Quellen:

Dr. Alfredo Daniel, Buenos Aires/Argentinien

Dr. Elisabeth Schaub, Wiesbaden

Homepage d. Stadt Bendorf: Die ehemalige Jacobysche Anstalt in Bendorf‑Sayn,
www.bendorf.de/stadt‑buerger/geschichte/jacobysche‑anstalt/

Stadtarchiv Neuwied: Gerd Anhäuser

Stadtarchiv Wiesbaden: Gerhard Klaiber

Abb. 1: Stadtarchiv Neuwied

Abb. 2: Aufbau New York, 15. 11. 1948

 

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Geschäftsanzeige Plaut & Daniel<br><br>Quelle: Stadtarchiv Neuwied
Abb. 1: Geschäftsanzeige Plaut & Daniel
Todesanzeige von Carl Daniel<br><br>Quelle: Aufbau New York, 15.11.1948
Abb. 2: Todesanzeige von Carl Daniel
 
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